Schraffur, 2021 | Papierschnitt
Alice Gericke wurde 1991 in Berlin geboren. Von 2013 bis 2020 studierte sie Freie Kunst an der Hochschule für Künste in Bremen bei Stephan Baumkötter, Martina Klein und Katrin von Maltzahn. Ihre Arbeiten wurden im Rahmen einer Einzelausstellung in der Galerie für Gegenwartskunst in Bremen, Friends with books im Hamburger Bahnhof Berlin und im PEAC–Museum in Freiburg im Breisgau gezeigt.
Fragen nach dem Wesen der Zeichnung stellen den zentralen Inhalt Alice Gerickes künstlerischer Arbeit dar: Was ist eine Linie im Kern? Und wo liegen Berührungspunkte zwischen unserer Lebensrealität und einem abstrakten, gezeichneten Bild? Eine intuitive Geste in Bleistift auf Papier ist stets der Ausgangspunkt ihrer Zeichnungen. Das Bild entwickelt sich weiter aus darauf aufbauenden und bezugnehmenden Linien. Wahlweise dicht folgende und minutiöse Setzungen stehen im Wechsel zu lichten, unbezeichneten Bildflächen, so dass ihre Werke als Veranschaulichung von Verdichtung einerseits und Zerstreuung andererseits beschrieben werden können — oder als sichtbare Gegenläufigkeit und Bedingtheit von Ordnung und Chaos. Seit etwa drei Jahren entstehen neben Bleistift– und Tuschezeichnungen auch Papierschnitte. Im hier zu sehenden großen Format wurde das Gezeichnete mit dem Skalpell freigestellt und so zur materiell gewordenen Linie. Weiß auf Weiß, so scheint das Bild fast unsichtbar — wir erkennen es vor allem durch den eigenen Schatten vor der Wand. Und genau dieser vervielfältigt die wahrnehmbare Zeichnung im Raum. So wie eine Linie zunächst einem in Bewegung versetzten Punkt entspricht, oder sich Wellenlinien auf einer Wasseroberfläche ausgehend von einem Zentrum radial ausbreiten, so lassen sich auch Alice Gerickes Zeichnungen betrachten. Initiiert durch eine Dynamik, wie etwa den in einen See geworfenen Stein, breiten sich Linien zunächst engmaschig aus — und nach und nach in immer größeren Kreisen. Sie beziehen sich aufeinander, gehen aus sich selbst hervor, bis etwa eine weitere Serie von Wellen entgegendrängt und den Gleichklang durchbricht — sie sich verzerren. Die Bewegungsenergie und auch die Linien existieren aber weiter, in neuer Zustandsform. Es ist an uns, sie wahrzunehmen.
Schraffur, 2021 | Papercut
Alice Gericke was born in 1991 in Berlin. She studied Fine Arts from 2013 to 2020 at the University of the Arts in Bremen with Stephan Baumkötter, Martina Klein und Katrin von Maltzahn. Her works were shown in a solo–exhibition at the Galerie für Gegenwartskunst in Bremen, Friends with books at Hamburger Bahnhof in Berlin and at the PEAC–Museum in Freiburg im Breisgau.
Questions about the nature of drawing embody the main theme in the work of Alice Gericke: What is a line in its core? Where does the reality of our daily life meet the abstract drawing? Her drawings originate from an intuitive gesture in pencil on paper. The picture thereby develops from lines that build up from and refer to it. Meticulous handdrawn gestures stand in dense succession and alternate with light, left out areas in the drawing. In this manner her works show the effects of density and dispersion or, on the other hand, the visible reversion and dependency of chaos and order. As of late she develops papercuts, next to drawings in pencil and ink, the main medium of the artist. In the here present format the drawn image has been cut out with a scalpel materializing the line. White on white, the image appears to be almost invisible — we recognize it mainly by its own shadow in front of the wall. And this precisely multiplies the perceivable drawing in space. Just as a line, conforming initially to a point brought into motion or lines on an undulating watersurface radially moving away from a centre, the drawings of Alice Gericke allow themselves to be looked at as well. Initiated through a dynamism, such as a stone thrown into a lake, lines disperse in a dense network at first and then, gradually in ever expanding circles. They refer to each other, emerge from one another until for example another series of waves urges towards and brakes the unison. The kinetic energy and also the lines still persist, only in a new condition. It is up to us to perceive them.
Text: Eveline Weber, PEAC Museum Freiburg
Schraffur, 2021 | Papierschnitt
Alice Gericke wurde 1991 in Berlin geboren. Von 2013 bis 2020 studierte sie Freie Kunst an der Hochschule für Künste in Bremen bei Stephan Baumkötter, Martina Klein und Katrin von Maltzahn. Ihre Arbeiten wurden im Rahmen einer Einzelausstellung in der Galerie für Gegenwartskunst in Bremen, Friends with books im Hamburger Bahnhof Berlin und im PEAC–Museum in Freiburg im Breisgau gezeigt.
Fragen nach dem Wesen der Zeichnung stellen den zentralen Inhalt Alice Gerickes künstlerischer Arbeit dar: Was ist eine Linie im Kern? Und wo liegen Berührungspunkte zwischen unserer Lebensrealität und einem abstrakten, gezeichneten Bild? Eine intuitive Geste in Bleistift auf Papier ist stets der Ausgangspunkt ihrer Zeichnungen. Das Bild entwickelt sich weiter aus darauf aufbauenden und bezugnehmenden Linien. Wahlweise dicht folgende und minutiöse Setzungen stehen im Wechsel zu lichten, unbezeichneten Bildflächen, so dass ihre Werke als Veranschaulichung von Verdichtung einerseits und Zerstreuung andererseits beschrieben werden können — oder als sichtbare Gegenläufigkeit und Bedingtheit von Ordnung und Chaos. Seit etwa drei Jahren entstehen neben Bleistift– und Tuschezeichnungen auch Papierschnitte. Im hier zu sehenden großen Format wurde das Gezeichnete mit dem Skalpell freigestellt und so zur materiell gewordenen Linie. Weiß auf Weiß, so scheint das Bild fast unsichtbar — wir erkennen es vor allem durch den eigenen Schatten vor der Wand. Und genau dieser vervielfältigt die wahrnehmbare Zeichnung im Raum. So wie eine Linie zunächst einem in Bewegung versetzten Punkt entspricht, oder sich Wellenlinien auf einer Wasseroberfläche ausgehend von einem Zentrum radial ausbreiten, so lassen sich auch Alice Gerickes Zeichnungen betrachten. Initiiert durch eine Dynamik, wie etwa den in einen See geworfenen Stein, breiten sich Linien zunächst engmaschig aus — und nach und nach in immer größeren Kreisen. Sie beziehen sich aufeinander, gehen aus sich selbst hervor, bis etwa eine weitere Serie von Wellen entgegendrängt und den Gleichklang durchbricht — sie sich verzerren. Die Bewegungsenergie und auch die Linien existieren aber weiter, in neuer Zustandsform. Es ist an uns, sie wahrzunehmen.
Schraffur, 2021 | Papercut
Alice Gericke was born in 1991 in Berlin. She studied Fine Arts from 2013 to 2020 at the University of the Arts in Bremen with Stephan Baumkötter, Martina Klein und Katrin von Maltzahn. Her works were shown in a solo–exhibition at the Galerie für Gegenwartskunst in Bremen, Friends with books at Hamburger Bahnhof in Berlin and at the PEAC–Museum in Freiburg im Breisgau.
Questions about the nature of drawing embody the main theme in the work of Alice Gericke: What is a line in its core? Where does the reality of our daily life meet the abstract drawing? Her drawings originate from an intuitive gesture in pencil on paper. The picture thereby develops from lines that build up from and refer to it. Meticulous handdrawn gestures stand in dense succession and alternate with light, left out areas in the drawing. In this manner her works show the effects of density and dispersion or, on the other hand, the visible reversion and dependency of chaos and order. As of late she develops papercuts, next to drawings in pencil and ink, the main medium of the artist. In the here present format the drawn image has been cut out with a scalpel materializing the line. White on white, the image appears to be almost invisible — we recognize it mainly by its own shadow in front of the wall. And this precisely multiplies the perceivable drawing in space. Just as a line, conforming initially to a point brought into motion or lines on an undulating watersurface radially moving away from a centre, the drawings of Alice Gericke allow themselves to be looked at as well. Initiated through a dynamism, such as a stone thrown into a lake, lines disperse in a dense network at first and then, gradually in ever expanding circles. They refer to each other, emerge from one another until for example another series of waves urges towards and brakes the unison. The kinetic energy and also the lines still persist, only in a new condition. It is up to us to perceive them.
Text: Eveline Weber, PEAC Museum Freiburg
Meisterschüler:innen
Ausstellung der HfK Bremen 2021
13. November 2021—09. Januar 2022
Dienstag bis Sonntag
11—18 Uhr
Montag geschlossen
Weserburg
Museum für moderne Kunst
Teerhof 20, 28199 Bremen
info@weserburg.de
www.weserburg.de
GAK
Gesellschaft für Aktuelle Kunst e.V.
Teerhof 21, 28199 Bremen
office@gak–bremen.de
www.gak–bremen.de
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Dienstag bis Sonntag
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