小埃💞Iris, 2021 | Videoinstallation (15’03”)
Tsai, I–Chieh, geboren 1991 in Taipeh, Taiwan, absolviert 2014 ihren BFA an der Nationalen Universität der Künste Taiwan. Sie schloss ihr Diplom 2020 an der Hochschule für Künste Bremen bei Julika Rudelius ab. Bei ihr absolvierte sie auch das Meisterschüler:innenjahr. Ihre letzten Ausstellungsbeteiligungen waren im Kunstverein Bremerhaven, dem European Media Art Festival in Osnabrück, in der Gallerie PSG in Bangkok, und in Palaist Kheiredine in Tunis. 2015 erhielt sie die Stiftung für junge Künstler vom Kulturministerium Taiwan.
Wenn zwei sich ineinander verlieben, gibt es diesen Moment: sie liegen nebeneinander im Dunkeln und wollen nicht aufhören sich Dinge zu erzählen. Die Stimme des anderen, der sein bisheriges Leben erzählt, wird zentral, der entgangene Schlaf hingegen vollkommen unwichtig. In einer kalten Welt, die alles zur Ware erklärt, kann man sich auch diesen Moment kaufen. Wer schlaflos im Bett liegt, kann einen Service nutzen und bekommt eine telefonische Begleitung durch die nächtliche Einsamkeit.
In zarter Drastik erzählt die namensgebende Protagonistin in Tsai, I–Chiehs Videoinstallation 小埃💞Iris von dieser Dienstleistung. Die Hölle sind eben immer noch die Männer. Denn es sind Männer, die ein Recht auf Begleitung einfordern, die sich ein offenes Ohr kaufen. Die Frauen bleiben stimmliche Avatare, Gefäße für die Bedürfnisse der Männer. Iris erzählt von ihrer eigenen Einsamkeit im Stimmenwald, analysiert ihre gesellschaftliche Position als Frau und das Geschäft mit der Einsamkeit. Während wir ihr zuhören, zeichnet sie unentwegt Männer. Männer in ihrer banalen Pimmelgesichtigkeit. Es ist eine leise wie gründliche Rache, das Gefäß kotzt sich aus. Die Männer, für deren Einsamkeit man hätte Mitleid haben können, sind Dummköpfe, die tatsächlich glauben man könne die Intimität einer neuen Liebe kaufen.
小埃💞Iris, 2021 | Videoinstallation (15’03”)
Tsai, I–Chieh was born in 1991 in Taipei, Taiwan. She completed in 2014 her BFA at National Taiwan University of Arts. She finished her Diploma in 2020 at the Hochschule für Künste Bremen with Julika Rudelius. With her she also completed the Meisterschüler:innen year. The last exhibitions she participated in were at the Kunstverein Bremerhaven, at European Media Art Festival in Osnabrück, in the PSG Art Gallery in Bangkok and in Palaist Kheiredine in Tunis. She received the grant for young artists from Ministry of Culture Taiwan in 2015.
When two souls fall in love, there is this moment: they lie next to each other in the dark and do not even want to stop telling things. The voice of the other, who tells his/her life, becomes central, while the lost sleep becomes dispensable. In a cold world that declares everything to be a commodity, people can also buy this moment. Those who lie sleepless in bed can use the service to get a telephonic companion through nocturnal loneliness.
The eponymous protagonist in Tsai, I–Chieh’s video installation 小埃💞Iris talks about this service in a delicate drastic manner. The hell is always the men. It is men who demand their right to be accompanied; it is men who buy themselves all ears. The women remain vocal avatars, tank for needs of the men. Iris tells her own loneliness in the forest of voices, analyzes her social position as a woman and the business of loneliness. While we listen to her, she draws steadfastly the picture of the men in their banal obnoxiousness. It is an act of quiet but thorough revenge. The men are jerks, for whose loneliness we could show compassion, who believe they can buy the intimacy of new love.
Text: Hannah Wolf
小埃💞Iris, 2021 | Videoinstallation (15’03”)
Tsai, I–Chieh, geboren 1991 in Taipeh, Taiwan, absolviert 2014 ihren BFA an der Nationalen Universität der Künste Taiwan. Sie schloss ihr Diplom 2020 an der Hochschule für Künste Bremen bei Julika Rudelius ab. Bei ihr absolvierte sie auch das Meisterschüler:innenjahr. Ihre letzten Ausstellungsbeteiligungen waren im Kunstverein Bremerhaven, dem European Media Art Festival in Osnabrück, in der Gallerie PSG in Bangkok, und in Palaist Kheiredine in Tunis. 2015 erhielt sie die Stiftung für junge Künstler vom Kulturministerium Taiwan.
Wenn zwei sich ineinander verlieben, gibt es diesen Moment: sie liegen nebeneinander im Dunkeln und wollen nicht aufhören sich Dinge zu erzählen. Die Stimme des anderen, der sein bisheriges Leben erzählt, wird zentral, der entgangene Schlaf hingegen vollkommen unwichtig. In einer kalten Welt, die alles zur Ware erklärt, kann man sich auch diesen Moment kaufen. Wer schlaflos im Bett liegt, kann einen Service nutzen und bekommt eine telefonische Begleitung durch die nächtliche Einsamkeit.
In zarter Drastik erzählt die namensgebende Protagonistin in Tsai, I–Chiehs Videoinstallation 小埃💞Iris von dieser Dienstleistung. Die Hölle sind eben immer noch die Männer. Denn es sind Männer, die ein Recht auf Begleitung einfordern, die sich ein offenes Ohr kaufen. Die Frauen bleiben stimmliche Avatare, Gefäße für die Bedürfnisse der Männer. Iris erzählt von ihrer eigenen Einsamkeit im Stimmenwald, analysiert ihre gesellschaftliche Position als Frau und das Geschäft mit der Einsamkeit. Während wir ihr zuhören, zeichnet sie unentwegt Männer. Männer in ihrer banalen Pimmelgesichtigkeit. Es ist eine leise wie gründliche Rache, das Gefäß kotzt sich aus. Die Männer, für deren Einsamkeit man hätte Mitleid haben können, sind Dummköpfe, die tatsächlich glauben man könne die Intimität einer neuen Liebe kaufen.
小埃💞Iris, 2021 | Videoinstallation (15’03”)
Tsai, I–Chieh was born in 1991 in Taipei, Taiwan. She completed in 2014 her BFA at National Taiwan University of Arts. She finished her Diploma in 2020 at the Hochschule für Künste Bremen with Julika Rudelius. With her she also completed the Meisterschüler:innen year. The last exhibitions she participated in were at the Kunstverein Bremerhaven, at European Media Art Festival in Osnabrück, in the PSG Art Gallery in Bangkok and in Palaist Kheiredine in Tunis. She received the grant for young artists from Ministry of Culture Taiwan in 2015.
When two souls fall in love, there is this moment: they lie next to each other in the dark and do not even want to stop telling things. The voice of the other, who tells his/her life, becomes central, while the lost sleep becomes dispensable. In a cold world that declares everything to be a commodity, people can also buy this moment. Those who lie sleepless in bed can use the service to get a telephonic companion through nocturnal loneliness.
The eponymous protagonist in Tsai, I–Chieh’s video installation 小埃💞Iris talks about this service in a delicate drastic manner. The hell is always the men. It is men who demand their right to be accompanied; it is men who buy themselves all ears. The women remain vocal avatars, tank for needs of the men. Iris tells her own loneliness in the forest of voices, analyzes her social position as a woman and the business of loneliness. While we listen to her, she draws steadfastly the picture of the men in their banal obnoxiousness. It is an act of quiet but thorough revenge. The men are jerks, for whose loneliness we could show compassion, who believe they can buy the intimacy of new love.
Text: Hannah Wolf
Meisterschüler:innen
Ausstellung der HfK Bremen 2021
13. November 2021—09. Januar 2022
Dienstag bis Sonntag
11—18 Uhr
Montag geschlossen
Weserburg
Museum für moderne Kunst
Teerhof 20, 28199 Bremen
info@weserburg.de
www.weserburg.de
GAK
Gesellschaft für Aktuelle Kunst e.V.
Teerhof 21, 28199 Bremen
office@gak–bremen.de
www.gak–bremen.de
Meisterschüler:innen
Ausstellung der HfK Bremen 2021
13. November 2021—09. Januar 2022
Dienstag bis Sonntag
11—18 Uhr
Montag geschlossen
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Museum für moderne Kunst
Teerhof 20, 28199 Bremen
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www.weserburg.de
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Gesellschaft für Aktuelle Kunst e.V.
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