in use of one another, 2021 | Video (8’51”), Farbe, Ton
into the woods, 2021 | Video (6’51”), Farbe, Ton
Sebastian Moske, geboren 1984 in Stade, studierte Schauspiel an der HfMT Hamburg und arbeitete für vier Jahre am Theater, bevor er in der Klasse von Rosa Barba studierte. In dieser Klasse schloss er sein Diplom wie auch sein Meisterschüler:innenjahr ab. Weitere wichtige Lehrende waren Mona Schieren und James Richards. 2018 wurde seine Arbeit Faraway Hill mit dem 2. Hochschulpreis ausgezeichnet. Im Jahr 2019 war er Gast im MFAST–Programm am Maryland Institut College of Art in Baltimore, USA, und wurde 2021 von der Malmö Konsthall eingeladen und mit dem IASPIS–Stipendium ausgezeichnet.
Wannsee, südwestlich von Berlin: Ein erhabenes Stück Natur rund um einen See, ein historischer Ort, an dem der preußische Adel Schlösser baute und Pfaueninseln anlegte. Auch der Ort, an dem Nazi–Funktionäre in einer Konferenz Pläne für die „Endlösung“ entwarfen und an dem der Dichter und Dramatiker Heinrich von Kleist am 2. November 1811, nach Absprache, erst seine Freundin Henriette Vogel und dann sich selbst erschoss.
in use of one another zeigt Bilder der Landschaft rund um den Wannsee, dazu kommen gesprochene Zeilen aus Kleists Essays. Darunter Zeilen aus Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden, in denen Kleist gegen das Sprechen als Akt der Zurschaustellung des eigenen Wissens, und für das Sprechen als Mittel der dialogischen Auseinandersetzung mit der Welt argumentiert; durch die Erprobung der Gedanken im Akt des Sprechens.
into the woods wurde in derselben Gegend gedreht, und die beiden Videos schreiben sich — so könnte man sagen — in dieselbe politische ‚Szenerie‘ ein, nämlich in das Deutschland des 19. Jahrhunderts. Die Guckkastenbühne — so heißt es in den Zeilen des Videos — war eine Erfindung, die die Isolierung des ‚Anderen‘ in bequemer Distanz zum rationalen Betrachter kodifizierte. Ein Modell der Auseinandersetzung mit dem Anderen, das im krassen Gegensatz zu Kleists Idee des Sprechens steht.
Am Ende des Films sieht man ein Plakat, das auf die sogenannte „Harden–Eulenburg–Affäre“ hinweist. Dabei handelt es sich um einen Versuch zu Beginn des 20. Jahrhunderts, den mächtigen Fürsten Eulenburg — einen Berater und Freund Kaiser Wilhelms II. — loszuwerden, indem man ihn der Homosexualität bezichtigte, und des Veranstaltens sodomitischer Treffen — mit dem Kaiser als Gast.
Moskes Videos setzen sich mit der Queerness des 19. Jahrhunderts auf die gleiche Weise auseinander wie Kleist es in seiner Theorie des Sprechens vorschlug: als eine allmähliche Produktion von Gedanken. Durch ihr offenes, fragmentiertes Format untersuchen sie das ‚Queere‘ als ein seltsam attraktives Dazwischen, das sich jeder Rahmung widersetzt.
in use of one another, 2021 | Video (8’51”), colour, sound
into the woods, 2021 | Video (6’51”), colour, sound
Sebastian Moske, born 1984 in Stade, studied acting at HfMT Hamburg and worked in theater for four years before studying in Rosa Barba’s class at Hochschule für Künste Bremen. In this class he completed his Diploma and now his Meisterschüler:innen year. Other important professors were Mona Schieren and James Richards. In 2018 Moske’s work Faraway Hill was awarded the 2nd University Prize, in 2019 he was a guest in the MFAST program at the Maryland Institute College of Art in Baltimore, USA, in 2021 he was invited by the Malmö Konsthall and awarded the IASPIS–grant.
Wannsee, a sublime piece of nature surrounding a lake in southwest Berlin, is a historic place where Prussian nobility built castles and created peacock islands. It is also the place where Nazi officials drafted plans for the “Final Solution” in a conference, and where poet and playwright Heinrich von Kleist, after making a pact, shot his friend Henriette Vogel and then himself on November 2, 1811.
in use of one another shows images of landscapes around Wannsee juxtaposed with spoken cut–up lines from Kleist’s essays. Among them are lines from On the Gradual Production of Thoughts whilst Speaking, in which Kleist argues against speaking as an act of exposition of one’s knowledge, and for speaking as a means of dialogical engagement with the world: through the testing of thoughts in the act of speaking.
into the woods was shot in the same area, and the two videos inscribe, one might say, themselves into the same political ‘scenery’, namely 19th century Germany. The proscenium–stage, as reported in the lines of the video, was an invention that codified the isolation of the ‘Other’ at a comfortable distance from the rational viewer. This model of engagement with the ‘Other’ stands in stark contrast to Kleist’s idea of speaking.
At the end of the film, one sees a poster referring to the so–called “Harden–Eulenburg Affair.” This was an attempt at the beginning of the 20th century to get rid of the powerful Prince Eulenburg, an advisor and friend of Kaiser Wilhelm II, by denouncing him of homosexuality and referring to events of sodomistic meetings — with the Kaiser as a guest.
Moske’s videos engage with the 19th century queerness in the same way as Kleist suggested when theorizing the act of speaking: as a gradual production of thoughts. Through their open fragmented format, they investigate the ‘queer’ as a strangely attractive in–between–ness against any possibility of framing.
Text: Hans Carlsson, Malmö, Sweden
in use of one another, 2021 | Video (8’51”), Farbe, Ton
into the woods, 2021 | Video (6’51”), Farbe, Ton
Sebastian Moske, geboren 1984 in Stade, studierte Schauspiel an der HfMT Hamburg und arbeitete für vier Jahre am Theater, bevor er in der Klasse von Rosa Barba studierte. In dieser Klasse schloss er sein Diplom wie auch sein Meisterschüler:innenjahr ab. Weitere wichtige Lehrende waren Mona Schieren und James Richards. 2018 wurde seine Arbeit Faraway Hill mit dem 2. Hochschulpreis ausgezeichnet. Im Jahr 2019 war er Gast im MFAST–Programm am Maryland Institut College of Art in Baltimore, USA, und wurde 2021 von der Malmö Konsthall eingeladen und mit dem IASPIS–Stipendium ausgezeichnet.
Wannsee, südwestlich von Berlin: Ein erhabenes Stück Natur rund um einen See, ein historischer Ort, an dem der preußische Adel Schlösser baute und Pfaueninseln anlegte. Auch der Ort, an dem Nazi–Funktionäre in einer Konferenz Pläne für die „Endlösung“ entwarfen und an dem der Dichter und Dramatiker Heinrich von Kleist am 2. November 1811, nach Absprache, erst seine Freundin Henriette Vogel und dann sich selbst erschoss.
in use of one another zeigt Bilder der Landschaft rund um den Wannsee, dazu kommen gesprochene Zeilen aus Kleists Essays. Darunter Zeilen aus Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden, in denen Kleist gegen das Sprechen als Akt der Zurschaustellung des eigenen Wissens, und für das Sprechen als Mittel der dialogischen Auseinandersetzung mit der Welt argumentiert; durch die Erprobung der Gedanken im Akt des Sprechens.
into the woods wurde in derselben Gegend gedreht, und die beiden Videos schreiben sich — so könnte man sagen — in dieselbe politische ‚Szenerie‘ ein, nämlich in das Deutschland des 19. Jahrhunderts. Die Guckkastenbühne — so heißt es in den Zeilen des Videos — war eine Erfindung, die die Isolierung des ‚Anderen‘ in bequemer Distanz zum rationalen Betrachter kodifizierte. Ein Modell der Auseinandersetzung mit dem Anderen, das im krassen Gegensatz zu Kleists Idee des Sprechens steht.
Am Ende des Films sieht man ein Plakat, das auf die sogenannte „Harden–Eulenburg–Affäre“ hinweist. Dabei handelt es sich um einen Versuch zu Beginn des 20. Jahrhunderts, den mächtigen Fürsten Eulenburg — einen Berater und Freund Kaiser Wilhelms II. — loszuwerden, indem man ihn der Homosexualität bezichtigte, und des Veranstaltens sodomitischer Treffen — mit dem Kaiser als Gast.
Moskes Videos setzen sich mit der Queerness des 19. Jahrhunderts auf die gleiche Weise auseinander wie Kleist es in seiner Theorie des Sprechens vorschlug: als eine allmähliche Produktion von Gedanken. Durch ihr offenes, fragmentiertes Format untersuchen sie das ‚Queere‘ als ein seltsam attraktives Dazwischen, das sich jeder Rahmung widersetzt.
in use of one another, 2021 | Video (8’51”), colour, sound
into the woods, 2021 | Video (6’51”), colour, sound
Sebastian Moske, born 1984 in Stade, studied acting at HfMT Hamburg and worked in theater for four years before studying in Rosa Barba’s class at Hochschule für Künste Bremen. In this class he completed his Diploma and now his Meisterschüler:innen year. Other important professors were Mona Schieren and James Richards. In 2018 Moske’s work Faraway Hill was awarded the 2nd University Prize, in 2019 he was a guest in the MFAST program at the Maryland Institute College of Art in Baltimore, USA, in 2021 he was invited by the Malmö Konsthall and awarded the IASPIS–grant.
Wannsee, a sublime piece of nature surrounding a lake in southwest Berlin, is a historic place where Prussian nobility built castles and created peacock islands. It is also the place where Nazi officials drafted plans for the “Final Solution” in a conference, and where poet and playwright Heinrich von Kleist, after making a pact, shot his friend Henriette Vogel and then himself on November 2, 1811.
in use of one another shows images of landscapes around Wannsee juxtaposed with spoken cut–up lines from Kleist’s essays. Among them are lines from On the Gradual Production of Thoughts whilst Speaking, in which Kleist argues against speaking as an act of exposition of one’s knowledge, and for speaking as a means of dialogical engagement with the world: through the testing of thoughts in the act of speaking.
into the woods was shot in the same area, and the two videos inscribe, one might say, themselves into the same political ‘scenery’, namely 19th century Germany. The proscenium–stage, as reported in the lines of the video, was an invention that codified the isolation of the ‘Other’ at a comfortable distance from the rational viewer. This model of engagement with the ‘Other’ stands in stark contrast to Kleist’s idea of speaking.
At the end of the film, one sees a poster referring to the so–called “Harden–Eulenburg Affair.” This was an attempt at the beginning of the 20th century to get rid of the powerful Prince Eulenburg, an advisor and friend of Kaiser Wilhelm II, by denouncing him of homosexuality and referring to events of sodomistic meetings — with the Kaiser as a guest.
Moske’s videos engage with the 19th century queerness in the same way as Kleist suggested when theorizing the act of speaking: as a gradual production of thoughts. Through their open fragmented format, they investigate the ‘queer’ as a strangely attractive in–between–ness against any possibility of framing.
Text: Hans Carlsson, Malmö, Sweden
Meisterschüler:innen
Ausstellung der HfK Bremen 2021
13. November 2021—09. Januar 2022
Dienstag bis Sonntag
11—18 Uhr
Montag geschlossen
Weserburg
Museum für moderne Kunst
Teerhof 20, 28199 Bremen
info@weserburg.de
www.weserburg.de
GAK
Gesellschaft für Aktuelle Kunst e.V.
Teerhof 21, 28199 Bremen
office@gak–bremen.de
www.gak–bremen.de
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13. November 2021—09. Januar 2022
Dienstag bis Sonntag
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Weserburg
Museum für moderne Kunst
Teerhof 20, 28199 Bremen
info@weserburg.de
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Gesellschaft für Aktuelle Kunst e.V.
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office@gak–bremen.de
www.gak–bremen.de