In der Mitte einer Ford, 2021 | Installation
Material for four unscripted scenes | Papier, Kunststoff Wandständerpaper
A few millimeters hard transparency | Transparenter Glasaufkleber
Commercial use display | LED–Panel
Sheep handling system | Guillotine–Tor, verzinktes Metall
Sheep handling system | Zufuhrsperre, verzinktes Metall
Untitled | Rote transparente Folie, Fenster
Milk, blood, and water | Silikon, künstliches Blut, Wasserhahn
Shirin Mohammad, geboren 1992 in Teheran, Iran, lebt und arbeitet derzeit in Berlin und Teheran. Sie erhielt ihren BA in Cinema in Teheran und hat ihr Diplom in Bildender Kunst an der Hochschule für Künste Bremen erworben. Anschließend begann sie ihr Meisterschüler:innen–Studium bei Natascha Sadr Haghighian. Zu ihren künstlerischen Beteiligungen zählen: 2021 Berlin Program For Artists; 2019 Einzelausstellung in der Saatchi Gallery, London und Summer Residents in der Delfina Foundation, London.
Es ist eine merkwürdige Sache auf einer Seite der Glasscheibe zu stehen und zu meinen, man befinde sich tatsächlich außerhalb. Sich selbst als getrennt von diesem Kreislauf der Geschehnisse zu sehen, sagen wir Krise, sagen wir, was gerade passiert, heißt, sich selbst als auf dieser Seite des Glases stehend zu sehen, abgeschirmt. Es ist alles inszeniert, ein Set–up: die Proteste, die Demos, die Momentaufnahmen kollektiver Verweigerung. Außer wenn es das nicht ist. Hier kampieren sie draußen für Klimagerechtigkeit, während ihre Steuern zur Unterstützung von einem der weltweit führenden Waffenhersteller und –Exporteure weitergereicht werden. Dort führen sie eine Schafherde vor Regierungsabgeordnete, führen sie zur Schlachtung vor deren Augen, um so ihre Arbeitsrechte zu fordern. Während das saubere Wasser leerläuft und die Milch auch. Hier zeigen sie mit dem Finger, ganz vornehm, auf die Korruption dort und senden ihre Stiftungen und NGOs los. Dort leisten die Bürger:innen Widerstand. Hier ist Widerstand wohlwollend, bürgerlich. Dort führen sie einen asymmetrischen Kampf gegen die Korruption, die Stellvertreter–Einmärsche, halten Stand gegen den Zusammenbruch. Hier ist es wie eine Generalprobe, eine Vorübung für das Kommende. So, als würde man einen Tisch decken, obwohl in naher Zukunft keine Gäste auftauchen werden. Hier ist es genauso wie dort, aber in sicherer Entfernung, auf dieser Seite der Glasscheibe. Es sei denn, die Zukunft ist eher ein Horizont, der bereits angerückt ist und wir sind nur zu spät zur Party.
In Krisen, da kommen die Wölfe. Es wurde beobachtet, dass Schafe manchmal Eigenschaften von Wölfen annehmen, wenn sie in eine Zwangslage gebracht werden.
Mohammads interdisziplinäre Praxis liegt an der Schnittstelle von Archivforschung, Film und Installation. Mit Bezug auf sowohl dokumentarische Formate als auch auf Fiktion, entfaltet sie oft einen nicht verzeichneten Standpunkt zu Narrativen — aufgefundenen oder erschaffenen. Diese bilden sich zusammen zu neuartigen Konstellationen historischer Ereignisse. Mit besonderem Fokus auf die sozialpolitische Geschichte von Iran, ihrem Heimatland, erschafft Mohammad Medienlandschaften, die geographische Verschiebungen zusammenfügen. Dies erschließt eine Betrachtung der Vergangenheit, als etwas, das zwar tot ist, aber ausstrahlt auf den dunklen Himmel, der die Gegenwart ist.
In the midst of a ford, 2021 | Installation
Material for four unscripted scenes | Plastic wall stand
A few millimeters hard transparency | Transparent glass sticker
Commercial use display | LED panel
Sheep handling system | Guillotine gate, galvanized metal
Sheep handling system | Feed barrier, galvanized metal
Untitled | Red transparent foil, window
Milk, blood, and water | Silicon, fake blood, water tap
Shirin Mohammad was born in 1992 in Tehran, Iran. Currently, she lives and works in between Berlin and Tehran. She received her BA in Cinema in Tehran, and holds her Diploma in Fine Art at Hochschule für Künste Bremen. Subsequently, she began her Meisterschüler:innen studies with Natascha Sadr Haghighian. Her artistic participation includes: 2021 Berlin Program For Artists, Berlin; 2019 solo show at Saatchi Gallery, London and summer residents at Delfina Foundation, London.
As you start working sheep it is important to make sure they follow you, the Shepard. Otherwise your cause is lost. Or maybe it isn’t. The Shepard has a way out — a special door, just for you. You can opt out of the way of the guillotine. It’s quite a thing to stand on one side of the viewing glass and believe you are actually, in fact, outside. To see yourself as separate from this circulation of events, say crisis, say what is happening right now, is to see yourself as standing on this side of the glass, shielded. It is all a staging, a set up: the protests, the demonstrations, the moments of collective refusal. Except when it isn’t. Here, they sleep outside for climate justice while their taxes go to support one of the global leaders in weapons manufacturing and exports. There, they bring a flock of sheep to slaughter before the eyes of government officials, demanding their labor rights, while the clean water runs dry and so does the milk. Here, they point a finger with a stately pomp at corruption over there, then send their foundations and NGOs as saviors. There, they resist. Here, resistance is rendered benign. There, they wage an asymmetrical battle against corruption, proxy invasions and collapse. Here, it is only in preparation for what is to come, a dress rehearsal. It is the same as there but at a safe distance on this side of the glass. It’s like setting the dining table even though it will not host any guests in the near future. Except the future is a horizon which has already approached, and we are late to the party.
Crisis calls the wolves forth. It has been noted that sheep will sometimes take on the characteristics of wolves when placed under duress.
Mohammad’s interdisciplinary practice lies at the intersection of archival research, filmmaking, and installation art. Drawing on the formats of both documentary and fiction, she often deploys an unscripted approach to found or fabricated narratives that evolve into unprecedented constellations of historical events. With a particular focus on the sociopolitical history of Iran, her home country, she creates media ecologies that incorporate geographies of displacement as a means to look into the past as perhaps dead yet radiating stars in the dark sky of the present.
Text: Noëlle BuAbbud
In der Mitte einer Ford, 2021 | Installation
Material for four unscripted scenes | Papier, Kunststoff Wandständerpaper
A few millimeters hard transparency | Transparenter Glasaufkleber
Commercial use display | LED–Panel
Sheep handling system | Guillotine–Tor, verzinktes Metall
Sheep handling system | Zufuhrsperre, verzinktes Metall
Untitled | Rote transparente Folie, Fenster
Milk, blood, and water | Silikon, künstliches Blut, Wasserhahn
Shirin Mohammad, geboren 1992 in Teheran, Iran, lebt und arbeitet derzeit in Berlin und Teheran. Sie erhielt ihren BA in Cinema in Teheran und hat ihr Diplom in Bildender Kunst an der Hochschule für Künste Bremen erworben. Anschließend begann sie ihr Meisterschüler:innen–Studium bei Natascha Sadr Haghighian. Zu ihren künstlerischen Beteiligungen zählen: 2021 Berlin Program For Artists; 2019 Einzelausstellung in der Saatchi Gallery, London und Summer Residents in der Delfina Foundation, London.
Es ist eine merkwürdige Sache auf einer Seite der Glasscheibe zu stehen und zu meinen, man befinde sich tatsächlich außerhalb. Sich selbst als getrennt von diesem Kreislauf der Geschehnisse zu sehen, sagen wir Krise, sagen wir, was gerade passiert, heißt, sich selbst als auf dieser Seite des Glases stehend zu sehen, abgeschirmt. Es ist alles inszeniert, ein Set–up: die Proteste, die Demos, die Momentaufnahmen kollektiver Verweigerung. Außer wenn es das nicht ist. Hier kampieren sie draußen für Klimagerechtigkeit, während ihre Steuern zur Unterstützung von einem der weltweit führenden Waffenhersteller und –Exporteure weitergereicht werden. Dort führen sie eine Schafherde vor Regierungsabgeordnete, führen sie zur Schlachtung vor deren Augen, um so ihre Arbeitsrechte zu fordern. Während das saubere Wasser leerläuft und die Milch auch. Hier zeigen sie mit dem Finger, ganz vornehm, auf die Korruption dort und senden ihre Stiftungen und NGOs los. Dort leisten die Bürger:innen Widerstand. Hier ist Widerstand wohlwollend, bürgerlich. Dort führen sie einen asymmetrischen Kampf gegen die Korruption, die Stellvertreter–Einmärsche, halten Stand gegen den Zusammenbruch. Hier ist es wie eine Generalprobe, eine Vorübung für das Kommende. So, als würde man einen Tisch decken, obwohl in naher Zukunft keine Gäste auftauchen werden. Hier ist es genauso wie dort, aber in sicherer Entfernung, auf dieser Seite der Glasscheibe. Es sei denn, die Zukunft ist eher ein Horizont, der bereits angerückt ist und wir sind nur zu spät zur Party.
In Krisen, da kommen die Wölfe. Es wurde beobachtet, dass Schafe manchmal Eigenschaften von Wölfen annehmen, wenn sie in eine Zwangslage gebracht werden.
Mohammads interdisziplinäre Praxis liegt an der Schnittstelle von Archivforschung, Film und Installation. Mit Bezug auf sowohl dokumentarische Formate als auch auf Fiktion, entfaltet sie oft einen nicht verzeichneten Standpunkt zu Narrativen — aufgefundenen oder erschaffenen. Diese bilden sich zusammen zu neuartigen Konstellationen historischer Ereignisse. Mit besonderem Fokus auf die sozialpolitische Geschichte von Iran, ihrem Heimatland, erschafft Mohammad Medienlandschaften, die geographische Verschiebungen zusammenfügen. Dies erschließt eine Betrachtung der Vergangenheit, als etwas, das zwar tot ist, aber ausstrahlt auf den dunklen Himmel, der die Gegenwart ist.
In the midst of a ford, 2021 | Installation
Material for four unscripted scenes | Plastic wall stand
A few millimeters hard transparency | Transparent glass sticker
Commercial use display | LED panel
Sheep handling system | Guillotine gate, galvanized metal
Sheep handling system | Feed barrier, galvanized metal
Untitled | Red transparent foil, window
Milk, blood, and water | Silicon, fake blood, water tap
Shirin Mohammad was born in 1992 in Tehran, Iran. Currently, she lives and works in between Berlin and Tehran. She received her BA in Cinema in Tehran, and holds her Diploma in Fine Art at Hochschule für Künste Bremen. Subsequently, she began her Meisterschüler:innen studies with Natascha Sadr Haghighian. Her artistic participation includes: 2021 Berlin Program For Artists, Berlin; 2019 solo show at Saatchi Gallery, London and summer residents at Delfina Foundation, London.
As you start working sheep it is important to make sure they follow you, the Shepard. Otherwise your cause is lost. Or maybe it isn’t. The Shepard has a way out — a special door, just for you. You can opt out of the way of the guillotine. It’s quite a thing to stand on one side of the viewing glass and believe you are actually, in fact, outside. To see yourself as separate from this circulation of events, say crisis, say what is happening right now, is to see yourself as standing on this side of the glass, shielded. It is all a staging, a set up: the protests, the demonstrations, the moments of collective refusal. Except when it isn’t. Here, they sleep outside for climate justice while their taxes go to support one of the global leaders in weapons manufacturing and exports. There, they bring a flock of sheep to slaughter before the eyes of government officials, demanding their labor rights, while the clean water runs dry and so does the milk. Here, they point a finger with a stately pomp at corruption over there, then send their foundations and NGOs as saviors. There, they resist. Here, resistance is rendered benign. There, they wage an asymmetrical battle against corruption, proxy invasions and collapse. Here, it is only in preparation for what is to come, a dress rehearsal. It is the same as there but at a safe distance on this side of the glass. It’s like setting the dining table even though it will not host any guests in the near future. Except the future is a horizon which has already approached, and we are late to the party.
Crisis calls the wolves forth. It has been noted that sheep will sometimes take on the characteristics of wolves when placed under duress.
Mohammad’s interdisciplinary practice lies at the intersection of archival research, filmmaking, and installation art. Drawing on the formats of both documentary and fiction, she often deploys an unscripted approach to found or fabricated narratives that evolve into unprecedented constellations of historical events. With a particular focus on the sociopolitical history of Iran, her home country, she creates media ecologies that incorporate geographies of displacement as a means to look into the past as perhaps dead yet radiating stars in the dark sky of the present.
Text: Noëlle BuAbbud
Meisterschüler:innen
Ausstellung der HfK Bremen 2021
13. November 2021—09. Januar 2022
Dienstag bis Sonntag
11—18 Uhr
Montag geschlossen
Weserburg
Museum für moderne Kunst
Teerhof 20, 28199 Bremen
info@weserburg.de
www.weserburg.de
GAK
Gesellschaft für Aktuelle Kunst e.V.
Teerhof 21, 28199 Bremen
office@gak–bremen.de
www.gak–bremen.de
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Ausstellung der HfK Bremen 2021
13. November 2021—09. Januar 2022
Dienstag bis Sonntag
11—18 Uhr
Montag geschlossen
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www.weserburg.de
GAK
Gesellschaft für Aktuelle Kunst e.V.
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office@gak–bremen.de
www.gak–bremen.de